MagiCMac - Was ist das?
(siehe auch in der Rubrik Softwaretests in dieser Ausgabe)
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Nachdem das alternative Betriebssystem MagiC (früher unter dem Namen Mag!X bekannt) auf den Atari-Computern ST(E) und TT bereits eine hohe Verbreitung gefunden hat, wagt sich Application Systems Heidelberg an eine Portierung auf die Macintosh-Rechner mit 68030- und 68040-Prozessoren.
MagiC ist ein schnelles Multitasking-Betriebssystem, das auf dem Atari das originale TOS, zu dem es kompatibel ist, komplett ersetzt. Die Macintosh-Variante MagiCMac ist somit strenggenommen kein Atari-Emulator, sondern einfach die Installation eines eigenständigen TOS-kompatiblen Betriebssystems auf die dem Atari technisch ähnliche Apple-Plattform. Verantwortlich für die Anpassung ist Thomas Tempelmann, der einst auf dem Atari programmiert hat (z.B. TempleMon) und seit einigen Jahren Macintosh-Software entwickelt.
Welche Macintosh-Rechner kommen denn derzeit für die MagiC-Installation in Frage? Im Prinzip alle Modelle, die mit einem Motorola 68030 oder 68040 (auch in der LC-Version) Prozessor ausgerüstet sind, das sind also bis auf die PowerPC und die älteren Mac-Modelle mit 68000 oder 68020-Prozessor alle. Über eine Anpassung an die PowerPC denkt ASH zur Zeit allerdings nach.
Auf dem Mac wird MagiCMac als Programm gestartet und läuft parallel zum Apple-Betriebssystem MacOS im kooperativen Multitasking. Die unter MagiCMac gestarteten Programme wiederum laufen, wie auch auf dem Atari unter MagiC gewohnt, im preemptiven Multitasking. Dem Apple-Betriebssystem im Hintergrund wird genug Systemzeit für die Bearbeitung eigener Prozesse zur Verfügung gestellt. Dadurch bleibt beispielsweise die Netzwerk-Fähigkeit auch unter MagiCMac erhalten.
Welche Programme laufen auf dem "magischen" Mac? Sehr gute Karten hat auflösungsunabhängig programmierte Software, die auch auf dem Atari unter MagiC funktioniert, sofern sie auf die Hardware über das Betriebssystem zugreift. Bei Papyrus etwa muß der Druckerzugriff von "direkt" auf "über TOS" umgestellt werden, der Diskettenkopierer ECopy kann (noch) nicht auf dem Mac funktionieren, weil er in seiner aktuellen Version aus Geschwindigkeitsgründen direkt den Atari-Floppycontroller programmiert. In seiner nächsten Version kann ECopy aber auf die Verwendung "sauberer" Betriebssystemroutinen umgestellt werden, damit das Programm auch auf anderer als der originalen Atari-Hardware (neben dem Mac z.B. auf der Janus-Steckkarte im PC) verwendet werden kann. Die gängige Software wird vermutlich rasch angepaßt sein, ASH selbst sichert mit der ofiziellen MagiCMac-Einführung die Lauffähigkeit der eigenen Software Signum!3, Phoenix 3.5, Papillon 2.2, HDU 4.1, DiskUtility 2.0, PureC, Morpher und Postfix auf dem Mac zu, arbeitet aber auch mit anderen Software-Häusern zusammen, um möglichst viele Atari-Programme auch für MagiCMac verfügbar zu machen. Für besonders schwierige Kandidaten steht ein Kompatibilitätsmodus in der ST-hoch-Auflösung zur Verfügung, in dem sogar der leicht unsauber programmierte Textverarbeitungs-Veteran Signum!2 lauffähig ist.
Wie wird die Apple-Hardware angesprochen? Auf der Mac-Festplatte können Verzeichnisse angelegt werden, die sich unter MagiCMac als ATARI-kompatible Festplatten-Partitionen ansprechen lassen. Jedes Apple-Laufwerk (auch ein CD-Rom oder ein Netzlaufwerk) kann ohne weitere Treiber für die Atari-Software zugänglich gemacht werden. Das MacOS-Dateisystem wird auf ein MagiC-Dateisystem abgebildet, längere Dateinamen werden dabei gekürzt. Das im Mac eingebaute Disketten-Laufwerk kann direkt genutzt werden. Wer bereits eine AHDI-kompatibel formatierte externe SCSI-Festplatte hat, braucht sie am Mac nur anzuschließen, um sie direkt unter MagiCMac ansprechen zu können, was den Datenaustausch stark vereinfacht. Der Datenaustausch zwischen Mac und MagiC ist in beiden Richtungen über das Clipboard oder über das Apple-Dateisystem möglich. Für den Anschluß paralleler Drucker an eine der seriellen Mac-Schnittstellen gibt es bereits fertige Adapter und Druckertreiber, mit denen ein solcher Drucker sowohl von Mac- als auch von Atari-Programmen genutzt werden kann.
Bestehende Einschränkungen:
Zur Zeit kann unter MagiCMac nur sogenanntes ST-RAM adressiert werden (maximal 16MB). Diese Einschränkung wird jedoch behoben, die Simulation von alternativem "TT-RAM" wird implementiert.
Bisher werden maximal 256 Farben unterstützt. Für die High- oder True-Color-Auflösungen sind aber angepaßte NVDI-Treiber in Arbeit.
Noch kennt MagiCMac keine Soundausgabe. Auch an der Behebung dieser Einschränkung wird gearbeitet.
Die Grafikauflösungen ST-niedrig (320x200) und ST-mittel (640x200) können nicht dargestellt werden, da das Macintosh-Videosystem diese Auflösungen nicht unterstützt. Somit wird ein Großteil der Spiele nicht funktionieren.
Es fehlen die DMA- und ROM-Port- sowie die MIDI-Schnittstellen. Somit lassen sich Belichter, viele Scanner-Interfaces und Dongles sowie die derzeitige Musiksoftware auf dem Mac nicht betreiben.
Die Macintosh besitzen lediglich eine Ein-Tasten-Maus. Die zweite Maustaste wird unter MagiCMac zusammen mit einer Funktionstaste simuliert. MagiCMac wird aber später eine von einem Fremdanbieter stammende Zweitastenmaus unterstützen.
Calamus SL läuft seit der Version Sommer 1994 nicht korrekt unter MagiC. Dieses ist auf einen bekannten Fehler des PKS-Texteditors zurückzuführen und tritt natürlich auch unter MagiCMac auf. Lediglich für Calamus SL 1993 existiert ein Patch, der die Lauffähigkeit unter Multitasking-Umgebungen ermöglicht. Da sich DMC selber nicht in der Lage liegt, den Fehler in dem bei einem anderen Softwarehaus einge kauften Editor zu beheben, ist eine Lösung erst mit dem zur Zeit bei adequate systems in Entwicklung befindlichen Calamus-Texteditor "Eddie" in Sicht.
Systemvoraussetzungen MagiCMac:
Hardware: | Apple Macintosh mit 68030 oder 68040 CPU |
Hauptspeicher: | mit 4 MB installierbar, mindestens 8 MB werden aber empfohlen |
Betriebssystem: | Apple System 7.x
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MagiCMac kann mit dem mitgelieferten alternativen Desktop Ease oder einem anderen Atari-Desktop-Ersatz wie z.B. Gemini betrieben werden.