So, dann legen wir mal los. Der Tower sieht von vorne recht übersichtlich aus, man findet dort nur den Ein-/Ausschalter und das Diskettenlaufwerk. Auf der Rückseite ist schon deutlich mehr los, dort finden sich zahlreiche Schnittstellen: Zwei 9-polige serielle Schnittstellen, ein Parallelport sowie Anschlüsse für PS/2-Maus, Tastatur und Monitor. Die meisten Schnittstellen sind auch beschriftet, so daß man sich schnell und unkompliziert zurechtfindet. Beim Parallelport und dem Monitoranschluß fehlt ein solcher Aufkleber allerdings.
Der Milan 040 versteht sich laut Hersteller als inoffizieller Nachfolger der Atari-Computer, also machen wir den Atari-Test. Tastatur, Maus und mein alter VGA-Monitor (neuere und bessere können natürlich auch benutzt werden) sind schnell angeschlossen, und ich schalte den Milan ein. Zunächst erscheint ein buntes Milan-Logo, während der Speicher getestet wird (das erinnert nun doch ein bißchen an einen PC). Recht schnell erscheint allerdings der wohlbekannte weiße Atari-Bildschirm, und diverse Auto-Ordner-Programme, N.AES und die Accessories werden geladen. In wenigen Sekunden ist der Milan fertig mit dem Booten, und man kann sofort damit arbeiten. So soll ein Rechner sein! Wenn ich daran denke, wie lange Macs und Win-PCs booten, hatte ich mir schon manchmal meinen 520ST zurückgewünscht.
Desktops
Standardmäßig ist der Desktop MING installiert, eine spezielle Milan-Version von THING. THING haben wir in der ATOS schon ausführlich getestet, nur eines möchte ich noch erwähnen: Das Kontextpopup, das erscheint, wenn man mit der rechten Maustaste auf eine Datei oder einen Ordner klickt. In diesem Popup kann man die Datei öffnen, Informationen darüber anzeigen lassen, die Datei löschen usw. Nachdem diese sinnvolle Erfindung durch die Betriebssysteme und Oberflächen (X, Windows, MacOS) gewandert ist, ist sie nun endlich auch auf einem Atari-Desktop verfügbar. Das habe ich mir schon lange gewünscht, denn damit kann man deutlich schneller arbeiten! Wer MING nicht verwenden möchte, beendet es einfach, und landet dann entweder im sehr spartanischen M.Desk (unter N.AES) oder aber beim Original-Desktop (unter SingleTOS).
Wenn Sie einen kompletten Milan erwerben, sollte das gesamte System schon auf der Festplatte vorinstalliert sein. Es wird aber auf jeden Fall eine CD (bzw. CD-R) mitgeliefert, die man einfach auf die Festplatte kopieren kann, um eine Komplettinstallation zu bekommen - so haben auch diejenigen, die sich den Milan selbst zusammenbauen, Zugriff auf die mitgelieferte Software. Damit eben diese Bastler überhaupt die Festplatte oder das CD-ROM-Laufwerk ansprechen können, liegt außerdem noch eine Systemdiskette mit den wichtigsten Tools (Festplatten- und CD-Treiber etc.) bei. System-CD und Systemdiskette sind übrigens sicher in einem bunten, brauchbaren Plastikschuber verpackt. Mittlerweile soll auch ein Installationsprogramm fertig sein, das einem das manuelle Kopieren abnimmt und außerdem die Auswahl ermöglicht, welche Softwarepakete man überhaupt installiert haben möchte. Die mir zur Verfügung stehende Betaversion sah jedenfalls schon recht brauchbar aus.
So langsam wird es Zeit, mal einen Blick ins Handbuch zu werden. Das besteht aus einem DIN A5-Ringbuch mit knapp 50 Seiten und erklärt alles Wichtige kurz und gut: Installation, Bedienung des Systems (M.AES samt Desktop und Hilfsprogrammen), verwendete Hardware (endlich mal wieder ein Handbuch, in dem sämtliche Schnittstellenbelegungen - intern wie extern - abgedruckt sind!). Auch Hilfestellungen zu möglichen Problemen sowie ein Glossar fehlen nicht. Einzig die Hardwarebeschreibung des Motherboards samt Platinenschema ganz zu Anfang des Handbuchs mag Einsteiger eventuell verunsichern. Hier war man wohl etwas zu stolz auf die Hardware des Milan, die in einem späteren Kapitel nochmals ausführlicher behandelt wird. Aber angesichts des sonst guten Aufbaus, flüssigen und weitestgehend fehlerfreien Stils des Handbuchs und der faszinierenden Schlichtheit der Platine (ein Blick in den Milan lohnt sich durchaus!) kann man so etwas gerne verzeihen.
Ein Wort noch zur Tastatur. Die verwendete Window95-Tastatur kennt natürlich die Sondertasten des Atari nicht, ebenso gibt es auf der Win-Tastatur einige vom Atari nicht genutzte Tasten. Daher haben die Entwickler die Atari-Tasten <Help> und <Undo> auf <Druck> und <Rollen> bei der PC-Tastatur gelegt. Nach einiger Zeit hat man sich daran gewöhnt und kann ohne Probleme damit arbeiten. In Zukunft sollen auch die Windows-Menü-Tasten vom Atari aus abfragbar sein. Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang, daß auch PgUp und PgDn als Atari-Tasten erkannt werden.